Dezember 1st, 2009 · Nichtleser
Der Blockbuster-Thriller (1. Fassung)
Es war eines Tages auf dem Klo, als Herr Grabowski dort saß. Der gutaussehende, studierte Geheimbund-Forscher langweilte sich allerdings gerade auf eben diesem Klo, als eine unmißverständliche Ahnung seinen Blick auf das dreilagige Toilettenpapier aufmerksam machte. Er zog die drei Lagen eines Blatts auseinander – und tatsächlich!
Auf der Mittelseite findet er eine uralte Handschrift der Illuminaten mit einem geheimen Code. Da es zur Entschlüsselung solcher Codes inzwischen eine App gibt, kann Grabowski den Text schnell entziffern. Dabei fällt er fast von der Schüssel ob der Brisanz der Sache.
Die Illuminaten haben den elliptischen Kurs der Erde um die Sonne in eine pentagrammförmige Umlaufbahn umprogrammiert. Schon zum nächsten Vollmond soll die neue Laufbahn in Kraft treten. Für die Erde bedeutet das eine verheerende Katastrophe: Alle Rechtecke und Quadrate auf der Welt würden fünfeckig! Allein für die Bilderrahmen-Industrie, die bislang ja überwiegend rechteckig arbeitet, wäre der Ruin gewiß. Ganz zu schweigen von den weitreichenden weiteren folgen für die Weltwirtschaft, das Klima oder die Renten.
Höchste Zeit also, etwas zu unternehmen: Grabowski bleiben noch 22 Minuten und 7 Sekunden, den Illuminaten das Handwerk zu legen. Noch auf demselben Klo lernt er die attraktive Nanowissenschaftlerin und Öko-Aktivistin Claire Stanton kennen, die nebenbei als Vizeweltmeisterin im Thai-Boxen firmiert und sich ab und zu mal prostituiert – und zwar weil sie es kann, wie sie sagt.
Trotzdem spitzt sich die Lage vorerst zu. Erschwerend kommt hinzu, daß Grabowski vor der Weltrettung noch schnell einen Artikel im Sportteil der Zeitung lesen möchte. Aber schon drei gerettete Delphine später sparen Claire Stanton und Grabowski wertvolles Trinkwasser, indem sie ihm die verschiedenen Spülstufen der Toilette erklärt.
Jetzt drängt die Zeit aber langsam dringend. Zum Glück hat Claire Stanton gute Kontakte in die Weltretter-Szene. Sie klingelt mal eben beim exaltierten Mode-Zaren Mr. Size Zero durch. Bekanntlich hat Mr. Size Zero seinen unermeßlich Reichtum unter anderem mit Kreationen wie dem Atomkraft-Nein-Danke-Button gemacht. Was die meisten aber nicht wissen: Der Mode-Zar ist auch ein verrückter Wissenschaftler. Kürzlich konstruierte er eine Rakete mit einem hypermodernen und gut durchdachten Antriebssystem. Seine Technologie beruht in gewisser Weise auf Schwarm-Intelligenz. Durch einen ausgeklügelten Mechanismus wird dabei die kollektive Erregungs-Energie über eine Erhöhnung der Mehrwertsteuer in pure Raketen-Schubkraft umgewandelt.
Und mit diesem hyperinnovativen Raumschiff macht sich Mr. Size Zero auf den Weg zum Klo, als Grabowski und Claire Stanton bemerken, daß die Mittelseite des Klopapiers nicht nur mit einer Geheimbotschaft ausgestattet, sondern auch mit dem Community-Portal MyDings.com verlinkt ist. Das interaktive Papier meldet gerade, daß der Vorstandsvorsitzende der Illuminaten Herrn Grabowski eine verlockende, aber heimtückisch gemeinte Freundschaftsanfrage unterbreitet. Claire Stanton versucht verzweifelt, den wie von Sirenengesängen angezogenen Grabowski durch akutes Ausziehen ihrer Bluse und ihres BHs von seinem Untergang abzulenken.
Exakt drei Nanosekunden, bevor Grabowski der Versuchung erliegt, fährt Mr. Size Zero mit seiner Rakete vor und sammelt die beiden ein. Das war aber knapp jetzt!
Sogleich geht es schnurstracks und rasend schnell (da die Medien gerade eine neue Mehrwertsteuererhöhung kolportierten, was die Rakete entsprechend befeuerte) auf in den Weltraum. Dort angekommen falten Claire Stanton und Grabowski das kosmische Pentagramm der Illuminaten zu einem Tetrapack zusammen und deponieren es fachgerechnet in einer Weltraum-Recycling-Tonne.
Die Welt ist gerettet! Claire Stanton und Grabowski erhalten den Umweltpreis der Stadt Mittenmang und rammeln sich danach auf der Hazienda von Mr. Size Zero das Hirn aus der Birne.
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November 30th, 2009 · Medien
Der Selbstmord des Fußballtorwarts Robert Enke liegt einige Wochen zurück und ist hier nicht das Thema. Denn es geht um die Medien im Fall Enke.
Wir haben den Ball vor geraumer Zeit der Lektüre für Nichtleser-Redaktion zugespielt, die sich seitdem intensiv mit dem Thema beschäftigt hat. Das Team um Herrn „Ich bin zwei Think Tanks“ Grabowski kam zu folgendem Ergebnis:
Am Tag von Robert Enkes Tod standen die Medien kurz vor einer großen, kollektiven Depression. Es ließen sich partout kein Skandal und keine bösen Mächte hinter Enkes Tod ausmachen. Sprich: nicht die geringste Dosis Quoten-Futter, sondern nur eine handelsübliche Depression.
Im Fall der Depression liegt leider nichts Gewöhnlicheres auf dem Nachrichten-Ticker als eine weithin bekannte Volkskrankheit. Zeitschriften wie der STERN machen die Depression gefühlt vierteljährlich zum Titelthema. Millionen Menschen leiden daran. Und Heerscharen von Psychologen, Psychiatern, Therapeuten, Ärzten, Wissenschaftlern arbeiten daran. Selbst im Fußball war die Depression vor Enkes Tod kein Unbekannter. Es sei daran erinnert, wir rührend sich das Management des FC Bayern um den seelisch erkrankten Sebastian Deisler kümmerte.
Fazit: Die armen Medien! Wie sollen sie nun Auflage machen mit einer ganz und gar unspektakulären Depression als Selbstmord-Ursache des auch sonst wenig glamourösen Fußballers? Kurz vor der medialen Sinnkrise gelang der Branche das passende Kunststück zur Lösung des Problems. Das Zauberwort lautet: „Tabu“. Man erklärt einfach rückwirkend, daß die Depression vor Enkes Tod ein Tabu gewesen sei. Das war sie nicht, keineswegs. Aber wen interessiert das, wo sich mit diesem Hebel doch so schön Stimmung machen läßt?
Wäre Robert Enke an einem Herzinfarkt gestorben, könnte man den selben Schlüssel ansetzen und das Allerweltsproblem nachträglich zum Tabu erklären, über das man dann enthüllend berichten könnte. Als Ursache wäre dann die herzlose, harte Fußballerwelt in den Zeugenstand zu rufen, die selbst gestandenen Kerlen das Herz stehen läßt. Erschütternd!
Diese Mechanik ist beliebig durchdeklinierbar. Würde Lothar Matthäus als Trainer der Betriebs-Fußball-Mannschaft von Al Quaida anheuern und dabei umkommen, bräuchte man nur Idiotie rückwirkend als Tabu erklären, um lecker Quote zu machen. – Obwohl: Dieser Vergleich hinkt leider doch. Denn Idiotie ist ja tatsächlich ein Tabu. Millionen Menschen leiden darunter, viele davon in der Medien-Branche. Aber niemand nimmt sich dieses klammheimlichen Volksleidens an. Es gibt keine Ärzte oder Psychologen und keine Lobbies, die den Millionen an Idiotie leidenden Menschen Abhilfe verschaffen könnten. Das wär doch mal ein echtes Tabu! Nicht wahr, liebe Medien?
Aber zurück zum Thema: Depression war vor Enkes Tod kein Tabu, nach Enkes Tod war sie dann doch ein Tabu und wiederum nach der wackeren Aufklärungsarbeit der Medien ist sie jetzt wieder kein Tabu. Alles wie gehabt also.
War was, fragt man sich? Nö. Nur eine weitere Folge aus der Serie absurden medialen Theaters. Man mag sich darüber aufregen oder amüsieren. Ganz wie’s jedem persönlich beliebt.
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November 24th, 2009 · Nichtleser
Aber nicht doch!
Es gibt verblüffende Neuigkeiten aus der Welt der Drucksachen. Mit gleich zwei interessanten Innovationen startet bald Band 9 der Lektüre für Nichtleser, die ja weiterhin neben eBooks und für iPhone / iPod Touch auch auf Buch in Papierform erscheint:
Erstens: Eine Auswertung mit unserem Print-Statistik-Tool hat folgendes ergeben: Band 9 enthält 128 Seiten mit sensationellen 189 Kapiteln. Über den Daumen gepeilt ergibt das fast 1,5 Kapitel pro Seite. Wie keine andere Publikation wird die Lektüre für Nichtleser damit ihrem Anspruch an mobile Nichtleserigkeit mehr als gerecht.
Zweitens: Band 9 verfügt über ein eigenes, im Buch integriertes und per manuellem Seitenwechsel anwählbares Inhaltsverzeichnis. Es listet die einzelnen Kapitel mit den dazugehörigen Seitenzahlen auf. An diese Technologie hat sich unseres Wissens nach noch niemand und in keinem anderen Buch je herangewagt.
In der Hoffnung, Sie ungefähr so mittel neugierig auf das Erscheinen von Band 9 gemacht zu haben, beglückwünschen wir uns vorab schon mal selbst.
Herzlichst, Ihr Lektüre für Nichtleser Kompetenz Team.
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