Frédéric Valin über Michael Bukowski und die Lektüre für Nichtleser:
Man muss sich Michael Bukowski als angenehmen, in sich ruhenden Menschen vorstellen. Michael Bukowski ist einer, der selbst in unangenehmen Situationen seine Heiterkeit bewahrt und bereits in jungen Jahren eine Nonchalance kultiviert hat, wie man sie in Deutschland nur noch von Heiner Geißler kennt. Bukowski ist einer, der, wenn er nicht so eitel wäre, sehr wohl einen Bauch hätte.
Und dann muss man sich das Wesen der Ironie vergegenwärtigen. Ironie ist eine Kapitulation, jene Verzweiflungstat, einen kaum merkbaren Witz auf fremde Kosten zu machen, um auf die eigene Feinsinnigkeit und Großartigkeit hinzuweisen. Sie ist die sanfte Waffe der Unruhigen, mit den gleichen Worten wie die Gesetzten zu sprechen, um die Gesetzten von ihrer Unterlegenheit zu überzeugen. Es braucht nur ein Anführungszeichen, und man ist fein raus. Ein Beispiel: Ich liebte sie versus Ich ‚liebte‘ sie. Bukowski aber spricht ohne Anführungszeichen.
Das wäre an sich lobenswert. Bukowski aber gehört zu den Gesetzten, tragischerweise weiß er das nicht. Er beherrscht ansatzweise das Repertoire des berliner Ironiebetriebs, weil er sich – Fehler vieler Provinzler – davon hat beeinträchtigen lassen. Bukowski ist durch und durch in Berlin gestrandete Provinz: Er meint, was er schreibt, zu sehr, um neue Pointen zu finden, aber sein Drang, dazuzugehören und die Regeln zu respektieren, der ist zu groß.
Das führt in seinen Heften zu seltsamen Verrenkungen. Allein die Namen seiner Figuren: sie heißen Long Dong Copy, Pistolen Pete und Charming Heinz. Herr Bukowski, seinen Protagonisten Namen aus Wild West zu geben, das macht sonst nur noch Gunter Gabriel. Und nein, es ist nicht ironisch, statt Long John Silver Long Dong Copy zu schreiben. Ich mache Ihnen den Unterschied mal vor: Original, Long John Silver. Ironie, ‚Long John‘ Silver. Oliver Pocher, Long Dong Copy.
Andererseits muss man Michael Bukowski natürlich loben: wer sonst hätte es geschafft, mit zweieinhalb Witzen und ohne den Ansatz einer Geschichte zehn Bände vollzukriegen, ausschließlich mit Pointen, die selbst bei der heuteshow stillschweigend im Mülleimer versenkt worden wären. Das ist immerhin eine Leistung, die man feiern möchte, mit Bier und vor allem Schnaps, und zwar so lange und ausufernd, bis man derart besoffen ist, dass man sie wieder vergessen hat, diese zweieinhalb Witze. Weil jetzt mal im Ernst: nicht mal die taugen was.
Eigentlich hat der Freval den Bukowski ja lieb, aber das war eine Auftragsarbeit von einem Neider des Bukowskis.
Manchmal muss man sich eben sehr, sehr aufblasen, um so groß zu scheinen wie man tatsächlich ist. Was man oder meinetwegen auch frau von sich selber annimmt, interessiert eh nur die echten Fans.
Davon allerdings dürfte Bukowski angesichts seines Angesichts ja genug haben.
Ich wär so einer.
Meine Verehrung –
Hoitzenplotz
P.S. Wer ist eigentlich Charles B. ?